1. Ökumenischer Gottesdienst an der "Heilig-Kreuz-Kirche"
am 15.7.2005 führte "Blooköpp" und "Kreuzköpp" zusammen

An historischer Stätte - am Galgenkopf zwischen Mengerskirchen und Arborn - feierten fast 200 Gläubige aus den beiden Orten einen ökumenischen Gottesdienst. Den Anlass dazu gaben der rührige Arborner Heimatverein und die Mengerskirchener Turmmuseums- und Wandervereine, deren Mitglieder in vielen Arbeitsstunden den Platz der ehemaligen "Heilig-Kreuz-Kirche" von Hecken und Sträuchern gesäubert und eingeebnet hatten. Es war die Idee des Arborner Heimatvereins, den historischen Platz würdig zu gestalten. Vorsitzender Roland Krumm dankte den vielen Arborner Helfern und Willi Diehl den Mengerskirchener Helfern, die den Platz rund um den "Dicke Baam" fein herausputzten und den Grundriss der alten "Heilig-Kreuz-Kirche" mit dicken Steinen markierten. Der Dank der Vereinsvorsitzenden richtete sich auch an die Bürgermeister von Mengerskirchen und Greifenstein sowie an die Forstverwaltung, die die Wünsche der Vereine sehr wohlwollend und unterstützend behandelten.

In seinem Grußwort stellte Bürgermeister Robert Becker das bisher einmalige Ereignis heraus, dass an der Stelle, wo vor vielen hundert Jahren die erste christliche Kirche der gesamten Gegend stand, evangelische Christen aus Arborn und katholische Christen aus Mengerskirchen gemeinsam Gottesdienst feierten. Es sei nicht immer selbstverständlich gewesen, dass sich die Bewohner der beiden Orte problemlos begegneten, so Becker, denn vor allem die Jugendlichen beider Orte hätten sich an dieser Stelle bis noch vor dem 2. Weltkrieg mit Steinwürfen auseinander gesetzt. Heute seien diese unrühmlichen Vorgänge nur noch den älteren Generationen bekannt, die Zeit des Misstrauens und der Intoleranz sei endgültig vorbei. Becker würdigte die gemeinsame Arbeit der Bewohner der beiden Nachbargemeinden an der Heilig-Kreuz-Kirche. Um die Gemeinsamkeit zu unterstreichen, haben die beiden Gemeinden an dieser historischen Stelle eine Bronzetafel aufgestellt.

Die Predigt von Prof. Dr. Ernst Leuninger wurde eine äußerst informative Geschichtsstunde über das Leben rund um den Knoten, die Christianisierung und die Auswirkungen der Reformation. Das Gebiet rund um den Knoten war von 500 vor bis etwa 300 nach Christus keltisches Siedlungsgebiet, deren Wallanlagen heute noch im Hansenberg zu finden sind. Es sei zu vermuten, dass sich zwischen Arborn und Mengerskirchen eine keltische Versammlungs- und Kultstätte befand, worauf heute noch der Distriktname "Heidenkopf" hinweise. Die Kelten wurden schließlich von den Germanen, den Chatten und schließlich von den Franken verdrängt. Arborn und Mengerskirchen werden wohl in dieser Zeit gegründet worden sein, weil die Franken im Gegensatz zu den Kelten in Talmulden siedelten. Der erste und älteste Ort christlicher Verkündigung im Kahlenberger Zehnt sei, so Leuninger, die Heilig-Kreuz-Kirche gewesen. Der Ort auf der Höhe sei auch deshalb vorteilhaft gewesen, weil er am Schnittpunkt mehrerer Straßen lag.

So war es auch nicht verwunderlich, dass hier auch ein Markt eingerichtet wurde, eigentlich eine Messe, weil das Geschehen in der Regel mit einer Festmesse begann. Ab 1481 durfte auf Genehmigung von Kaiser Friedrich dort am Fest Kreuzerhöhung ein öffentlicher Markt abgehalten werden, der Riesendimensionen annahm, bis zu 5000 Stück Großvieh sollen dort aufgetrieben worden sein. Im 30-jährigen Krieg wurde der Markt innerhalb der Stadtmauer Mengerskirchens abgehalten. In den Kriegswirren und der Reformation verfiel die Heilig-Kreuz-Kirche. In Zeiten der Pest wurden dort aber noch die Pesttoten von Arborn beerdigt.
Als 1630 der Hadamarer Fürst wieder katholisch wurde, mussten auch die Bewohner seines Herrschaftsbereiches den Glauben wechseln. Somit kam zur politischen Grenze zwischen Mengerskirchen und Arborn auch noch die religiöse Grenze hinzu. Anstelle von Gemeinsamkeiten traten dadurch mehr und mehr Spannungen auf, die bis in das letzte Jahrhundert reichten. Die Arborner wurden von den Mengerskirchener "Blooköpp" genannt, die wiederum konterten mit "Kreuzköpp". Erfreut zeigte sich Prof. Dr. Ernst Leuninger darüber, dass sich jetzt "Blaue Kreuzköpp" zum gemeinsamen Gottesdienst an der historischen Stätte am Knoten eingefunden hätten.
Auch Pfarrer Thomas Gessner wies auf die historische Vergangenheit des Ortes der Heilig-Kreuz-Kirche hin und dankte den Initiatoren des Gottesdienstes. Das Kreuz habe früher die Menschen verbunden, vom Kreuz sei Frieden ausgegangen. Dies solle auch heute wieder gelten. Lange genug hätten Streitigkeiten zwischen den Glaubensgemeinschaften zu Zerwürfnissen in den Familien und in den Dörfern geführt. Die Zeit der Gegensätze müsse beendet sein, das gemeinsame Feiern eines Gottesdienstes an der Heilig-Kreuz-Kirche könne dazu beitragen. Musikalisch wurde der Gottesdienst durch den gemeinsamen Auftritt des Arborner Frauenchores und des Mengerskirchener Kirchenchores mitgestaltet, die Gemeindelieder wurden vom Akkordeontrio Sonja Engelhardt, Lena Klöpper und Beate Lenis begleitet.

Arnold Strieder


 

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